Kanaren

 

Die rätselhaften Felsbilder der Kanaren

Die Kanarischen Inseln sind ein wahres Lexikon aus Stein. Tausende von Felsgravuren (Petroglyphen) bedecken die Felsen. Botschaften aus der Zeit der Ureinwohner, die noch bis ins 15. Jh. hinein in neolithischen Gruppen als Fischer, Sammler und Hirten siedelten. Bis heute kennt niemand die Bedeutung dieser Bildzeichen. Die Altkanarier lebten in mündlicher Tradition. Viele Worte der alten Sprache sind noch in Namen von Personen, Orten, Bergen, Quellen, Pflanzen, Werkzeugen usw. überliefert, ebenso ein Zahlensystem (das sogar die Null kannte) sowie kulturell-religiöse Begriffe.

Das Geheimnis der Felsbilder wird damit allerdings nicht gelüftet. Es existieren verschiedene Deutungsversuche als Wasserkult, Wegmarkierung, Landkarten, Stammessymbole, astronomisch-kalendarische Ausrichtung etc. Manche weisen auf die Verwandtschaft der Formensprache zu Nordafrika hin (was nach neuen DNA-Untersuchungen in die Irre führt: Dort kommt die urkanarische Gen-Sequenz U6b1 nicht vor. Womit wir die lange als Mainstream geltende Inselberber-Theorie ad acta legen können). Andere auf nahezu identische Felsbildstationen in Galicien (Pontevedra), in der Bretagne (Gavrinis) und Irland.

Die Bildsprache auf den Kanaren ist nicht einheitlich, was auf unterschiedliche Zeiten und Besiedlungsschübe hinweist. Während im Gebiet der Mahos auf Lanzarote und Fuerteventura lineare Ritzgravuren und buchstabenähnliche Zeichen vorherrschen, gibt es auf Gran Canaria eine Fülle von figürlichen Darstellungen sowie geometrische Malerei. Auf La Palma überwiegen Spiralen, konzentrische Kreise, verschlungene Linien und sternförmige Gebilde. Auf El Hierro tauchen in Küstennähe alle Formen auf engstem Raum auf (El Julan), wobei die Frage offen bleibt, ob es sich bei den in senkrechten Zeilen verlaufenden Runen (die meist mit einem Ankerzeichen enden) um eine Vorberberschrift oder um altiberische Wortzeichen handelt, wie sie Prof. Galland (Paris) in der Region um Cadiz nachwies.

Das Dekor der Keramik unterscheidet sich – speziell auf La Palma – deutlich von allen bisher bekannten Kulturkreisen. Metallverarbeitung war den kanarischen Ureinwohnern unbekannt und auch mangels Vorkommen nicht realisierbar. Wären sie aus der Welt des Metalls zu den Inseln gelangt, hätten sie mit Sicherheit Waffen und Werkzeuge mitgebracht. Bisher ist nichts dergleichen gefunden worden.

Die Frage, von wo sie aufbrachen, bleibt ungeklärt. Für weitere aussagekräftige DNA-Untersuchungen im Mittelmeerraum bzw. an der europäischen Atlantikküste fehlen mangels öffentlichen Interesses die Motivation, Finanzmittel sowie eine junge Generation neugieriger Forscherinnen und Forscher.

Das Geheimnis scheint sich selbst zu schützen. Wenn wir nicht ins Unbekannte hinein fantasieren wollen, bleibt uns bis dato nur die Erkenntnis: Die Ureinwohner haben uns bewusst Signale und Botschaften hinterlassen, vielleicht sogar eine noch unbekannte Schrift. Aber wir sind nicht in der Lage, sie zu lesen. Uns fehlt der Schlüssel zur Dekodierung, ein Stein von Rosette. Glücklicherweise sind die kanarischen Petroglyphen (die so viele spezifische Eigenarten besitzen: neben spielerisch verschlungenen Gebilden auch deutliche Darstellungen von Booten, Walen, Riesenechsen, Sternen und sogar tanzende oder betende Menschen) inzwischen zum Unesco-Welterbe erklärt worden. Die neue Wertschätzung zeigt erste Wirkung: Es wurden Wege angelegt, Felsbilder durch Umzäunung gesichert, mehrsprachige Infotafeln aufgestellt, Dokumentations- und Interpretationszentren eröffnet. Was aber nichts am Bestandsschwund ändert. Die Verwitterung durch Sonne und Regen schreitet rapide voran (besonders deutlich am Roque Teneguia auf La Palma). Aber auch der Vulkanausbruch des Tajogaite 2021 auf La Pama und die damit verbundenen Erdbeben haben deutliche Schäden angerichtet (Zarzita). Hinzu kommt noch Zerstörung durch Vandalismus. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, um das Welterbe zu retten. Hoffnung gibt, dass immer noch neue, bisher unbekannte Felsbilder entdeckt werden, vor kurzem am Bejenao und in unwegsamen Barrancos an der Küste von Puntagorda. Die Forschung geht weiter.

 

Harald Braem, La Palma 2023

Prof. Harald Braem lebt auf La Palma und in Ingelheim am Rhein. Er war lange Zeit Institutsleiter und Kurator eines Welterbemuseums. Seit 1884 betreibt er Feldforschung auf den Kanarischen Inseln. Außer Sachbüchern („Auf den Spuren der Ureinwohner – Ein archäologischer Reiseführer“, Zech Verlag) schreibt er historische Romane (u. a. „Tanausu. König der Guanchen“, „Gilgamesch“) und ist an Filmdokus beteiligt (u. a. „Terra X“).

  Kanarische Inseln

10. Episode mit Prof. Harald Braem

In der Episode zu den Kanarischen Inseln sprechen wir mit dem deutschen Schriftsteller und Kulturwissenschaftler Prof. Harald Braem über La Palmas ersten Vulkanausbruch seit mehr als 50 Jahren, seine ersten Forschungsreisen, die großartigen archäologischen Funde sowie die einzigartige Natur und Artenvielfalt dieser magischen Inseln.

https://www.hurtigruten.de/de/podcast/


 

Kanarische Inseln
Auf den Spuren der Guanchen
Höhlen. Kultplätze. Felsbilder. Mumien. Sonnenpyramiden.

Prof. Harald Braem betreibt seit 1984 Feldforschung zur Kultur der kanarischen Ureinwohner und veröffentlicht seine Erkenntnisse in Fachartikeln, Sachbüchern, Filmen und Romanen:

Archäolog./ethnolog. Feldforschung auf allen 8 Kanarischen Inseln seit 1984

La Palma
Petroglyphen, Idafe (Tanausu), Bejenado, Garafia, Tajodeque, Niquiamo, Tigalate (Vulkanröhren),
Bco. Gomeros, Juan (Tendal), Siedlungsreste entlang der Cumbre, experimentelle Seefahrt (Anlandungsmöglichkeiten), Zusammenarbeit mit Ramon Rodriguez Martin (Kommissar für archäologische Angelegenheiten) und Ziegenhirten der Insel.

La Gomera
Roque Agando (die von mir entdeckten archäologischen Fundstücke werden im Museum San Sebastian ausgestellt), Cerro de Bejira, Arguamul, Fortaleza de Chipude, Zusammenarbeit mit Prof. Herbert Nowak (Institutum Canarium).

Teneriffa
Cementerio Süd-Autobahn, Maspalomas, Pyramidenpark Güimar, Zusammenarbeit mit Dr. Thor Heyerdahl und Dr. Walter B. Haehnel.

Gran Canaria
Roque Bentaiga, Roque Nublo, Caldera de Bandama, Zusammenarbeit mit Don Vincente Arana.

El Hierro
El Julan, alle Felsbildstationen der Insel.

Lanzarote
Frühe Dokumente, Linguistik, DNA-Analysen, Zoologie.

Graciosa

Fuerteventura

TV-Filme (u.a. TerraX), Wandertouren auf den Spuren der Ureinwohner, Rundreisen, Bücher, Lesungen und Bildvorträge.

Vergleichende Feldforschung in: Irland, England, Frankreich, Spanien, Portugal, Finnland, Sibirien, Altai, Nordafrika sowie auf Kreta, Santorin, Mallorca, Menorca, Korsika, Sardinien, Sizilien, Malta/Gozo und Cypern.

25 Jahre Direktor des KULT-UR-INSTITUTS für interdisziplinäre Kulturforschung und Kurator eines Welterbemuseums

2023
Mythen und Legenden der Kanarischen Inseln. Spuren vorspanischer Erzähltraditionen, Märchenforum, Mutabor

2021
Magisches La Palma
LaPalma24-Portal

Der Libellenmann, Kanaren-Thriller 2020
Die abenteuerlichen Reisen
des Juan G.

Las andanzas de Juan G. 2020
Las andanzas de Juan G.
Der die Adler sieht 2021
Der die Adler sieht

2018
Überarbeitete Neuauflage von
"Auf den Spuren der Ureinwohner", (Zech-Verlag)

Essays im LaPalma24-Journal:
- Die Ötzis der Kanaren: Ein Zwischenbericht
- Versammlungsorte der Ureinwohner auf La Palma

2017
Mehrmontiger Aufenthalt auf La Palma,
Arbeit an der aktualisierten Neuausgabe von:
"Auf den Spuren der Ureinwohner"

2016
Halbjähriger Aufenthalt auf La Palma

Der Libellenmann, Kanaren-Thriller Harald Braem:
Der Libellenmann

Kanaren-Thriller

konkursbuch Verlag
Claudia Gehrke Tübingen
Tel.:
0 70 71 - 66 551
E-Mail:
office (at) konkursbuch.com

www.konkursbuch.com

2015
Halbjähriger Aufenthalt auf La Palma bzw. La Gomera
La Palma. Zauberinsel im Atlantik, WDR/SWR/3Sat

2014
5 Monate Aufenthalt auf La Palma

2013

Der Kojote im Vulkan Harald Braem:
Der Kojote im Vulkan.

Märchen und Mythen von den Kanarischen Inseln

Zech-Verlag
Santa Cruz de Tenerife
Tel./Fax: 0034-922302596
E-Mail: info (at) zech-verlag.com

www.zech-verlag.com

Januar – März
Vortrags- und Lesetournee Teneriffa, La Palma
Buchpräsentation: Tod im Barranco

Tod im Barranco Harald Braem:
Tod im Barranco
Kanaren -Thriller


Zech-Verlag
Santa Cruz de Tenerife
Tel./Fax: 0034-922302596
E-Mail: info (at) zech-verlag.com

www.zech-verlag.com

Forschungsbericht 2013
1.
Archäologiepark Belmaco, La Palma
Der sintflutartige Starkregen Anfang März spülte die bisher ältesten Artefakte der Kanaren frei. Näheres dazu:

La Palma 24: Regen schwemmt sensationelle Funde im Archäologiepark von Belmaco ans Licht

Endlich dürfte es allen klar geworden sein: Es wird zu wenig und nicht tief genug gegraben. Ich weise seit 25 Jahren auf diesen Missstand hin. Die C-14-Daten aus den Grabungen der 60er und 70er Jahre geben keine bzw. eine falsche Orientierung. Wie auf Lanzarote und Gran Canaria inzwischen nachgewiesen, dürfte auch die Erstbesiedlung La Palmas vor ca. 4000 Jahren erfolgt sein. Wir erwarten neue Messdaten und hoffen, dass diese dann nicht bloß von Belmaco, Zarza, Buracas und der Cueva Tendal im Bco. San Juan stammen. Diese Zonen sind bereits mehrfach gestört. Aussagekräftiger wären Grabungen an weniger bekannten Orten.

Einen ersten Ansatz dazu bietet das 2010 erschienene Buch von Jorge Pais Pais und Antonio Tegera Gaspar
„La religion de los benahoaritas“ (leider nur auf Spanisch). Hier werden archäologisch interessante Gebiete beschrieben, in denen überhaupt noch nicht gründlich geforscht geschweige denn gegraben wurde.

2. Rundpyramide El Paso, La Palma
Ein englischer Wissenschaftler, der an einem Buch über frühe Steinzeitarchitektur arbeitet, will vor Ort nähere Untersuchungen vornehmen. In einem argentinischen Forum wird ebenfalls über diesen Bau diskutiert (siehe Forschungsbericht 2012).

3. Archäologiepark Zarza/Zarzita, La Palma
Die Felsbilder von Zarzita, die durch Risse stark beschädigt waren (siehe Forschungsbericht 2012), sind durch präzise, kaum wahrnehmbare Sanierungsarbeiten gerettet worden. Da der Baumbewuchs oberhalb abgesägt wurde, fällt auch mehr Licht auf den Kultplatz. Der Park ist ein gesamtsinnliches Erlebnis für jeden La-Palma-Freund.

4. Felsbildstation El Calvario, La Palma
Jetzt leichter zu finden. Unterhalb des Friedhofs von Garafia weisen rechts an der Straße ein neues Schild „Camino peligroso“ (gefährlicher Weg) und ein Holzgeländer auf den Wanderpfad hinab zum Meer hin. Die gravierten Steinreste einer Pyramide (Näheres hierzu siehe Harald Braem, Auf den Spuren der Ureinwohner, Zech Verlag) sind symbolisch mit Holzstangen gesichert. Auch hier ist – wie an vielen Stellen auf La Palma – festzustellen: Man schenkt den Zeugnissen der Vergangenheit, an denen lange Zeit Raubbau betrieben wurde, mehr Beachtung.

5. Siedlungsspuren La Palma
Reste von vorspanischen Rundhäusern, Ställen, Tumuli etc. sind jetzt an 3 Stellen im Wald entlang der Cumbre Vieja bekannt. Eine weitere Siedlungszone liegt im Gebiet Llano del Jable unterhalb der Cumbre Nueva. Dort befindet sich auch eine kleine schiffsförmige Pyramide.

6. Tagoror, Teneriffa
Der eindrucksvollste Tagoror Teneriffas befindet sich im Tenogebirge. Von Teno Alto aus mit dem Auto, dann weiter zu Fuß erreichbar. Vorsicht! Steiles Gelände! Es ist ratsam, sich Gregorio oder einem anderen erfahrenen Wanderführer anzuvertrauen
(Infos: Hotel Monopol, Puerto de la Cruz)

7. Fauna
Die Adlerpopulation auf La Palma bleibt erfreulich konstant bzw. scheint leicht anzuwachsen.
Interessante Tonaufnahmen der nachtaktiven Pardelas (Gelbschnabelsturmtaucher) gibt es im Netz auf

La Palma Fincas

und z. B. auf

YouTube: Vollmondvogelparty

Was die Grachas (Alpenkrähen) anbelangt: Wieso kommen sie nur auf La Palma vor? Wer weiß Näheres zu diesem Thema?

Das KULT-UR-INSTITUT ist ferner stark am Thema europäische Zwergziegen/Balearen interessiert, um einen Vergleich mit den vorspanischen Zwergziegen La Palmas zu ziehen.

Kanaren-Forschungsbericht 2012
Januar – März auf La Palma
Inspektion der bekannten archäologischen Fundstellen
Neue Informationen:
1.
Felsbildstation Zarzita: durch Erdbeben (?) schwer beschädigt. Zugang gesperrt, z. T. wird provisorisch abgestützt.
2. Felsbildstation El Calvario/Garafia: Der rote „Seelenstein“ (siehe Harald Braem, Auf den Spuren der Ureinwohner, Foto S. 75) ist verschwunden. Diebstahl?
3. Felsbildstation Roque de Teneguia: jetzt mit Holzzaun etwas geschützt. Die Erosion schreitet voran. Dies gilt für alle palmerischen Felsbilder: Sie sind in den letzten 25 Jahren rapide verblasst. Schutzmaßnahmen?
4. Felsbildstation La Fajana/El Paso: mittlerweile gut ausgeschildert und erklärt.
5. Felsbildstation Belmaco/Mazo, Museum: didaktisch sehr gut. Leider funktioniert die Akustik-Anlage im Gelände nicht mehr richtig.
6. Felsbildstation Höhlen von Buracas/Las Tricias: sehr stark von Wanderern frequentiert. Neue Visualisierung: ausgebaute Guanchenhöhle.
7. Barranco Fernando Porto/Casas de Agua/Garafia (mit seinen kleinen Felsbildern): nicht mehr passierbar, völlig zugewuchert.
8. Pyramide Cancajos: Zustand unverändert. Besucherinteresse wächst. Einzelne Parkbuchten an stark befahrener Straße (Flughafen – St. Cruz)
9. Pyramide El Paso: Hier muss korrigiert werden. Die Anlage ist schon seit längerem bekannt. Allerdings wurde kaum etwas darüber veröffentlicht. Nach wie vor nicht untersucht.
10. Entgegen anders lautenden Meldungen in Reiseführern: Es gibt die Fischadler auf la Palma noch. Mit etwas Glück kann man sie am frühen Morgen und gegen Abend im Norden bei Garafia (Zarza), am Rande der Caldera, am Bejenado, am Vulkan Enrique bzw. entlang der Cumbre immer noch beobachten.

Lanzarote
Geria: Die beim Weinanbau mehr zufällig entdeckten Knochen stammen von europäischen Hausziegen und sind nach C14-Datierung 4.500 Jahre alt.

La Gomera
Roque Agando: Die Steingefäße aus Phonolith, die 1990 von Rüdiger Steuer und Harald Braem auf dem Gipfel entdeckt wurden (siehe Agando Erstbesteigung bzw. Terra X, Die Inseln des Drachenbaums), sind von einheimischen
Bergsteigern heruntergeholt und dem Museum in San Sebastian übergeben worden. Sie waren zwischenzeitlich ausgestellt. Wo sie sich zur Zeit befinden, war nicht zu ermitteln.

2012
Forschungsreise und PR-Tournee mit dem
Zech -Verlag auf La Palma

PR-Tournee auf La Palma

2010
span. Ausgabe „Auf den Spuren der Ureinwohner“ und Neuauflage „Der Vulkanteufel“, beides Zech-Verlag

2009
Völkerkundemuseum Berlin-Dahlem
Diavortrag  „Auf den Spuren der Ureinwohner“
anlässlich der IX. Kanarischen Kulturtage
(18. – 20.März)

2009
Spanien: Auf den Spuren der Ureinwohner (Rezension). Ein archäologischer Reiseführer für die Kanaren

Der Autor Harald Braem eröffnet sein Werk mit der Bemerkung: "Die Guanchen: Tausend Fragen und keine richtige Antwort?" Und in der Tat geht einerseits eine geheimnisvolle Faszination von den Ureinwohnern der Kanarischen Inseln aus, andererseits gibt es nach wie vor wenig gesichertes Wissen über die Geschichte und das Alltagsleben der Guanchen. Braems Buch liefert einen wichtigen Beitrag zur teilweisen Schließung dieser Wissenslücke.

Reiseführer für die Kanaren Auf den Spuren der Ureinwohner
Ein archäologischer Reiseführer für die Kanaren
von Harald Braem

Zech-Verlag
Santa Cruz de Tenerife
Tel./Fax: 0034-922302596
E-Mail: info (at) zech-verlag.com

www.zech-verlag.com

Er beginnt mit einem Vergleich verschiedener Thesen zum Ursprung der Besiedelung der Kanarischen Inseln: woher kamen die vorspanischen Eroberer? Dabei werden diese Thesen (u.a. der "Atlantismythos", die "Berbertheorie" und die abenteuerliche These, dass die ersten Siedler der Kanaren aus Amerika kamen, mit meist überzeugenden Argumenten, wenn auch etwas kurz) auf ihre Wahrscheinlichkeit überprüft. Zuletzt gibt Braem der atlantischen Westkulturtheorie den Vorzug und stützt sich dabei auch auf archäologische Argumente (z.B. Vergleich von Keramikfunden auf den Kanaren mit ähnlichen in Irland und Galizien). Besonders interessant ist in diesem Kontext ein möglicher Zusammenhang zwischen den kanarischen Steinkreisen (Tagoror) für Kult- und Versammlungszwecke und Stonehenge oder ähnlichen Kultstätten in Irland und Schottland.

Den zweiten Teil des Buchs widmet der Autor einer Analyse des Alltagslebens der Altkanarier (auf Teneriffa Guanchen genannt). Die Gewichtung und der Aussagewert der einzelnen Artikel dieses Abschnitts sind unterschiedlich. Während die Kapitel über Ernährung, Musik und Tanz der Guanchen eher oberflächlich und oft spekulativ bleiben (und auch aufgrund fehlender Datenquellen bleiben müssen), sind die Artikel über Bestattungsriten und Schrift bzw. Felsmalereien der Ureinwohner sehr detailliert und informativ.

Der dritte und umfangreichste Teil des Buchs ist dem eigentlichen archäologischen Reiseführer vorbehalten. Hier bietet Harald Braem mit gutem Kartenmaterial illustrierte Wegweiser zu den wichtigsten archäologischen Fundstätten der Kanarischen Inseln, von denen viele noch weitgehend unbekannt sind. Zwar gibt es unter den präsentierten Naturdenkmälern und Kultstätten der Ureinwohner einige, die schon berühmt geworden sind: der phallische Roque de Idafe auf der Insel La Palma, die "Pyramiden" von Güimar auf Teneriffa, der Roque Bentaiga auf Gran Canaria oder der Bezirk des spektakulären Tafelbergs "La Fortaleza de Chipude" auf La Gomera. Aber es ist Braems besonderes Verdienst, auch verborgene archäologische Spuren, an denen Touristen oft achtlos vorbei laufen, ans Licht zu holen.

Komplettiert wird dieses insgesamt sehr informative Werk mit einem kleinen "Guanchenlexikon" und einem nützlichen Glossar. Dabei werden auch die ursprünglichen Guanchennamen der Kanarischen Inseln sowie deren politische Gliederung vor der spanischen Eroberung berücksichtigt. Und das beste: obwohl fundiert und gut recherchiert, kommt das Buch von Braem nicht wissenschaftlich trocken, sondern unterhaltsam daher. Denn wie der Autor es selbst im Vorwort formuliert: "Es soll ja keine Arbeit sein, das Buch zu lesen, sondern Vergnügen bereiten..." Und das tut es.

Text: Berthold Volberg

2008
„Auf den Spuren der Kulturen“,
20 Jahre KULT-UR-INSTITUT, Sonderausstellung im Regionalmuseum Nastätten

2008
Weitere Pyramide auf den Kanaren entdeckt

Die bekanntesten Stufenpyramiden der Kanarischen Inseln stehen auf Teneriffa in dem von Thor Heyerdahl zum Infozentrum ausgebauten Pyramidenpark Güimar. Es liegen stichhaltige Dokumente und Beweise vor, dass diese Bauwerke von der altkanarischen Bevölkerung (Guanchen) nach astronomischen Gesichtspunkten errichtet und für kultische Zwecke genutzt wurden. Weitere Pyramiden befinden sich im Norden Teneriffas bei Icod de los Vinos, Santa Barbara und La Mancha (Braem 1992, 1994, 2000; Bethencourt 1996; Calvet 2007).

Die bekannteste Stufenpyramide der Nachbarinsel La Palma erhebt sich über Cancajos nahe der Hauptstadt St. Cruz (Braem 1995; Görlitz 2000; Calvet 2007).

Chronisten aus der Zeit der spanischen Eroberung berichten von solchen Tempelbauten und Opferplätzen sowie von Ritualen der Ureinwohner (Galindo 1632; Marin 1694).

Weitere Informationen: info (at) haraldbraem.de

2005
Tanausú – König der Guanchen

Ein historischer Roman von Harald Braem (Buchrezension)

In den Geschichtsbüchern, die sich dem Beginn der Neuzeit widmen, ist diese Episode aus dem Jahr 1492 nur eine Fußnote wert: eine winzige Notiz im Windschatten der "Entdeckung" Amerikas durch Kolumbus. Die Eroberung der kleinen Kanareninsel Benahoare (später von den spanischen Eroberern La Palma genannt) ist das Thema des historischen Romans "Tanausú – König der Guanchen" von Harald Braem, der 2003 vom Zech Verlag auf Teneriffa publiziert wurde.

Historischer Roman von La Palma
Harald Braem: Tanausú - König der Guanchen
Roman, Zech Verlag, Teneriffa 2003 (3. Aufl.), 288 S., illustriert
ISBN 84-933108-0-8
caiman.de 06/2005

Was in vielen historiographischen Werken nur in einem Satz erwähnt wird, war für die Eroberten, das Volk der Guanchen, der Zusammenbruch ihrer Welt und für die Sieger die Entdeckung einer neuen – auch wenn die meisten von ihnen das nicht zu würdigen wussten. Der dramatische Zusammenprall zweier Kulturen, der europäisch-katholischen und der weißafrikanisch-kanarischen, der mit der Einverleibung der herzförmigen Insel La Palma ins spanische Imperium enden sollte, bildet den Hintergrund für die Romanhandlung. Der Autor beginnt seine Erzählung mit einer Rückblende, in der einer der ältesten Guanchenkrieger dem jungen Bencomo, der Hauptfigur des Romans, vom ersten Invasionsversuch der Spanier unter Guillén Peraza berichtet. Damals konnten die Guanchen die spanischen Eindringlinge noch in der Schlucht der Todesängste besiegen. Aber der Alte warnt vor einer möglichen Rückkehr der Konquistadoren und bekanntlich sollte er Recht behalten.

Alonso Fernández de Lugo, der schon Gouverneur der soeben endgültig eroberten Insel Gran Canaria war, gelingt es, die Katholischen Könige Ferdinand und Isabela davon zu überzeugen, dass die Eroberung der restlichen Kanaren La Palma und Teneriffa ein gewinnbringendes Unternehmen sei. Originell ist die Ironie von Harald Braem, der König Ferdinand von Aragón Worte in den Mund legt, mit denen er sich über Kolumbus abfällig äußert, den er als Phantasten bezeichnet, dessen drei Schiffe wohl nie mehr aus dem Nirgendwo zurückkehren würden. Da war La Palma doch ein viel handfesteres Ziel mit kalkulierbarem Risiko.

So erscheinen die Schiffe der Konquistadoren um Alonso de Lugo in der Bucht von Tazacorte und fortan praktiziert der Autor einen geschickten Standortwechsel. Er verbirgt zwar nicht, dass seine Sympathien eindeutig auf der Seite der besiegten Guanchen liegen, aber seine Geschichte gewinnt an Glaubwürdigkeit und Spannung dadurch, dass er sie aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Zunächst beschreibt er den unerwarteten Anblick der spanischen Invasionsschiffe aus der Sicht der entsetzten Guanchen, die ahnen, dass dies das Ende ihrer kleinen freien Welt ist. Danach schildert er die ersten Eindrücke der Spanier von der exotischen Insel. Neben dem Anführer De Lugo baut er dabei die ihn begleitenden Missionare zu weiteren Hauptfiguren auf spanischer Seite auf. Dem fanatischen, von Inquisitionseifer und Kreuzzugsmentalität getriebenen Pater Innozenz stellt der Autor den idealistischen Pater Ángel und den unschuldigen jungen Mönch Domingo gegenüber. Domingo spürt immer stärkere Abscheu vor der Gewalt und zunehmenden Brutalität, mit der seine Spanier zum Beispiel nach der Schlacht bei den Mondbergen im Süden der Insel gegen die Besiegten vorgehen. Seine Zweifel machen ihn zum Gewissen der Konquistadoren, obwohl er kaum wagt, seine Verurteilung offen zu äußern - er vertraut sie nur seinem Tagebuch an. Der junge Mönch ist hin und her gerissen zwischen der Angst vor dem Unbekannten und der zaghafter Faszination für das rätselhaft Neue. Symbolisch wird dies angedeutet, als er widerstrebend eine Tonfigur der Erdgöttin Tara behält, obwohl dies als Ketzertum gilt.

Überhaupt gelingt es dem Autor Harald Braem, seine fundierten Kenntnisse über die Mythologie, Religion und Sitten der Ureinwohner von La Palma in die Handlung einzuflechten und diese Informationen spannend verpackt dem Leser zu vermitteln. So erfährt man nicht nur etwas über die Erdgöttin Tara, sondern auch über den Dämon aus dem Vulkankrater (Guayote), vor dem die Guanchen angstvoll erzittern, über die klosterähnlich lebenden Heilfrauen (Harimaguadas) und die zentrale kultische Bedeutung der inmitten des Riesenkraters aufragenden phallischen Felsnadel des Roque de Idafe, der von den Guanchen als Stütze des Himmels verehrt wurde und auch heute noch ein geheimnisvoller Ort ist. Zu den absoluten Höhepunkten des Romans gehört für mich die Beschreibung des Initiationsritus, an dem Mazo, der halbwüchsige Bruder von Bencomo, teilnimmt. Es ist eine Mutprobe, die ihn zum Krieger machen soll. Dabei werden die Gefühle Mazos, seine Grenzerfahrungen und die Todesangst während der lebensgefährlichen Bewährung mit fast mystischer Intensität beschrieben.

Wenn man die Protagonisten auf der Seite der Guanchen betrachtet, so ist es anfangs etwas irritierend für den Leser, dass der titelgebende Guanchenkönig Tanausú gar nicht die eigentliche Hauptfigur des Romans ist. Er spielt zunächst lediglich eine Nebenrolle, bevor er im letzten Drittel der Erzählung in den Mittelpunkt rückt, als er die Führerschaft der Guanchen im Zuge ihres letzten Aufbäumens gegen die spanischen Invasoren an sich reißt. Und als er schließlich nach der entscheidenden Niederlage (deren Schauplatz die Schlacht der Todesängste war) am Ende als Sklave an den Mast des Schiffes gekettet von Lugo gen Cádiz segelt, verkörpert er das ganze tragische Schicksal des Guanchenvolkes.

Harald Braem ist mit "Tanausú" ein höchst empfehlenswerter historischer Roman gelungen. Wenn man ihm eines vorwerfen kann, dann vielleicht, dass er die Geschichte an einer besonders interessanten Stelle abrupt abbricht. Nämlich in dem Moment, als der Guanchenkrieger Bencomo, der als einer der wenigen den spanischen Sklavenjägern entkommen kann, den jungen spanischen Mönch bewusstlos neben dem Schlachtfeld findet. Wie diese Begegnung nun weiter geht, hätte man als Leser schon gerne gewusst. Aber das wäre wohl schon eine neue Geschichte.

Text: Berthold Volberg

2004
Portrait "Der Guanchenforscher", Astrid Dermutz, HR

1999-2003
Zusammenarbeit mit Thor Heyerdahl auf Teneriffa (Ethno-archäologischer Park PIRAMIDES DE GÜIMAR). Seit 2000 Leiter von 14-täg. Kulturreisen Auf den Spuren der Guanchen nach Teneriffa, Gran Canaria, La Palma, La Gomera und El Hierro. Spezialführungen, Vorträge, Lesungen. 2001 Wiss. Beratung zum Film "Thor Heyerdahl - Auf den Spuren der Guanchen", Michael Reinhard MDR, 2003. Rezension von Petra Vock in info canarias Nr. 663, 2003

Tanausu: Der in der Caldera de Taburiente tanzt

(pv) – Ja, so könnte es gewesen sein. So oder ganz anders. Aber auch wenn die historische Wahrheit für immer rätselhaft bleiben wird, wahr ist diese Geschichte auf jeden Fall. Weil sie vom Tod erzählt und vom Leben, von der Liebe, von Verrat und von der Spiritualität – die gerade jenen völlig fehlt, die gekommen sind, um die anderen zu missionieren. Es geht um La Palma, und wir schreiben das Jahr 1493. Harald Braems Roman "Tanausu - König der Guanchen" bringt dem Leser ungemein spannend und farbenreich die Kultur der Ureinwohner der "Isla Bonita" näher (die damals noch Benahoare hieß) und die Unkultur ihrer spanischen Eroberer, die gekommen sind, um mit Blut zu taufen.

Mit Tanausu ist der Kulturforscher und Schriftsteller Braem einer kanarischen Legende auf der Spur, einer Symbolfigur für Stolz und Freiheitswillen: Tanausu, das ist der König des Reiches Aceró im riesigen Vulkankrater der Caldera de Taburiente. Unsterblichkeit erlang er dadurch, dass er den spanischen Eroberern am längsten Widerstand leistet und sich auch nach seiner Gefangennahme die Freiheit nicht rauben lässt. Wie das geht und wie es den Spaniern trotz der militärischen Uneinnehmbarkeit der Caldera de Taburiente gelang, Tanausu zu besiegen und damit La Palma zu erobern, das liest man am besten selbst nach.

Braem erzählt eine Geschichte und bringt gleichzeitig Geschichte näher. Wer schon längst wissen wollte, was eine Harimaguada war, oder es sich noch nie merken konnte – hier erfährt er es und vergisst es nicht mehr. Wie kam "Los Llanos de Aridane" zu seinem Namen, und worin besteht das Seltsame daran? Der Leser, durch erzählerisches Geschick in den Bann gezogen, lernt den Hintergrund von Namen und Begriffen, die heute noch jedem Kanarenreisenden auf Schritt und Tritt begegnen ("Lady Harimaguada" - so heißt beispielsweise der "Oscar", der beim Filmfestival in Las Palmas alljährlich vergeben wird).

Applaus gebührt diesem Text dafür, dass der Erzähler - trotz eindeutiger Parteinahme für die "Wilden" - nicht vordergründig moralisiert und keine peinliche Kampf- und Heldenideologie vertritt wie etwa Horst Uden mit seinem wesentlich älteren Roman von der Eroberung Teneriffas ("Der König von Taoro"), mit dem man "Tanausu" trotz des ähnlichen Themas zu Unrecht vergleichen würde. Auch die Schwarzweißmalerei hält sich in Grenzen: Neben einem Pater, der La Palma dadurch "hispanisiert", dass er den "spanischen Schuh" und die Inquisition hinbringt, gibt es auch noch einen anderen, der tatsächlich in der Absicht gekommen ist, die Liebe zu predigen, und der die Ureinwohner respektiert. Durch seine Augen und die des jungen spanischen Schreibers Domingo wird dem Leser die Brutalität und der Stumpfsinn der Konquistadoren offenbart.

Und auch in den Reihen der Guanchen gibt es Verräter. Ungeheuer eindringlich ist die Szene beschrieben, als Gazmira der Folter der Inquisition unterzogen wird. Jene Gazmira, die als junges Guanchenmädchen von den Spaniern gefangen und verschleppt wird und später als zerstörte Greisin zurückkehrt und zur Verräterin wird - dadurch Täterin und unendlich bedauernswertes Opfer zugleich.

Zwar muss nicht jeder, der aus verlogenen Motiven in einem verbrecherischen Krieg angegriffen wird, dadurch automatisch eine moralisch überlegene Lichtgestalt sein (das lehrt einen das Zeitgeschehen). Aber in diesem Roman ist die von fern an Kevin Costners Wolfstänze erinnernde Sympathie mit den naturverbundenen Ureinwohnern nachvollziehbar und überzeugend. Dass diese Menschen, die der Natur noch viel mehr ausgeliefert waren als ihre "zivilisierten" Artgenossen in Europa, sich eine tiefere Spiritualität und mehr Seelenadel bewahrt hatten als die sich überlegen wähnenden Eroberer und dass den Guanchen gerade dieser Mangel an Verlogenheit zum Verhängnis wurde, das klingt überaus plausibel.

Überraschend ist das Ende des Textes: "Vacaguare!" (ich will sterben), heißt es da an einer Stelle, und kurz darauf von jemand anderem "Er wird überleben. "Wer oder was stirbt und überlebt, lieber Leser, das sollten Sie selbst herausfinden. Es lohnt sich!"

1996
45-Min.-Portrait "Der Herr der Zeichen",
Utz Kastenholz, SWR 3

1994
Die magische Welt der Schamanen und Höhlenmenschen (vergriffen). Der Vulkanteufel, Roman. Verfilmt als "Der Feuerläufer", PRO 7.

1990
ZDF-Film "Terra X" Die Inseln des Drachenbaums. Magische Plätze auf den Kanaren, div. Übersetzungen, Time-Life-Video, Begleitbuch: H. H. Hillrichs, Terra X – Rätsel alter Weltkulturen. Von den Inseln des Drachenbaums zur Festung der Sturmgötter, Bertelsmann/Weltbild.
Der Kojote im Vulkan. Märchen und Mythen von den Kanarischen Inseln. Edition Orient (ISBN 3-922825-44-3)

1988
Das magische Dreieck, dt. u. span. (vergriffen)

1988
Tanausu, König der Guanchen, Roman. Span. Übers., Taschenbuchausgabe, span. Puppenspiel. Neuausgabe 2003, Zech Verlag (ISBN 84-933108-0-8)

1988
Besteigung des Roque Agando, La Gomera, zus. mit den Bergfilmern Rüdiger Steuer, Martin und Lydia Biock

1988
Kanarische Inseln (archäologischer Reiseführer), Knaur

1986
Dokumentation der Felsbilder auf La Palma, El Hierro und Gran Canaria

   

 

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